Am 4. November 2024 jährt sich zum 80. Male die Nacht, in welcher der von Deutschland losgetretene Krieg mit aller Wucht auch über die Stadt Bochum kam. Am Abend jenes 4. November 1944 warfen über 700 alliierte Bomber ihre todbringende Last über der Stadt ab. Als einen Tag später die Flammen keine Nahrung mehr fanden, lag Bochum in Ruinen. 1200 Menschen waren tot, tausende verletzt, zehntausende ohne Obdach.
Wir gedenken in Demut der zahlreichen Opfer dieser schrecklichen Nacht. Ihr Schicksal muss uns ständige Mahnung sein, welchen Mordbrand der Mensch mit jedem Krieg entfesselt, und wie sehr „Schuld“, „Verantwortung“, „Gerechtigkeit“, „Notwendigkeit“ und so vieles mehr als Begriffe versagen, wenn es um das Wahrnehmen und das Würdigen des Leiden und Sterbens konkreter, einzelner Menschen geht. Auch dann, wenn der Grund all diesen Leides aus ihrem Land und ihrem Volk heraus geboren und betrieben wurde.
Aus jenen, die die Feuersbrunst des 4. November als Kinder erlebten und überlebten, sind inzwischen alte Menschen geworden. Doch diese Generation erlebte weit mehr als diese eine Nacht und Kriegsende ein halbes Jahr später. Diese Menschen erlebten danach auch ein Deutschland, das sich aus dem widerwärtigsten Abgrund seiner Geschichte herausarbeitete und wieder ein respektierter Teil der Völkergemeinschaft werden konnte. Sie erlebten, wie es die Menschen in Europa schafften, sich all das Morden gegenseitig zu verzeihen. Wie sie sich die Hände reichten statt wie so oft zu versuchen, die Toten der Vergangenheit mit neuen Toten zu vergelten. Sie erlebten, dass Frieden und die Zusammenarbeit einst bis aufs Blut verfeindeter Gegner dann doch irgendwie, irgendwann möglich wurde. Wir wünschen allen Menschen, die heute unter Krieg leiden, dass auch für sie diese Aussicht bald Wirklichkeit werden möge.
Hier in Bochum, anderswo im Ruhrgebiet und in ganz Deutschland brachte harte Arbeit die Städte zurück. Ruinen wichen Neubauten. Funktional, sachlich, schnell gebaut und teils aus Not, teils aus bewusstem Bruch mit allem Alten, von schnörkelloser Nüchternheit. Bochum, vor dem Krieg eine noch junge Großstadt, die durch Eleganz und den Stil der Gründerzeit den alten Städten des Landes nacheifern wollte, erhielt nach dem Krieg ein neues, schlichtes Gesicht. Die graue Architektur, die unsere Stadt seitdem prägt, ist zweigesichtig: Sie erzählt die Geschichte des Wiederaufbaus, des Aufbruchs in eine neue Zeit und des Willens, das Unmögliche zu bewältigen. Doch es ist auch eine Architektur, die der Stadt und ihren Menschen in ihrer Funktionalität und Schlichtheit nicht immer die Heimat und Geborgenheit vermittelt, nach der sie sich doch immer sehnen. Darum ist es, 80 Jahre nach den Ereignissen jener Nacht, vielleicht auch Zeit, die Stadt wieder ein bisschen anders zu denken. Vielleicht nicht neuer und moderner, sondern älter? Schönheit ist kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit, um ein Umfeld zu schaffen, das unseren Alltag bereichert, Beständigkeit, Qualität und Heimat vermittelt, und hilft, Menschen zu verwurzeln.
Heute sehen wir uns neuen Herausforderungen gegenüber: Immer mehr fürchten wir inzwischen, dass unsere Stadt bald unter den finanziellen Belastungen der Zuwanderung, der absackenden Wirtschaft und der demografischen Entwicklung einknickt. Doch es liegt nun eben an uns, im Bewusstsein der Vergangenheit eine bessere Zukunft für unsere Stadt und ihre Bewohner zu wünschen – und zu schaffen. Für uns, für unsere Kinder und Enkel.
Dieser 80. Jahrestag der Bombennacht erinnert uns an die Stärke und die Entschlossenheit unserer Vorfahren, die einst auf den Trümmern ein neues Leben aufbauten. Wir sollten dafür eintreten, den nächsten Schritt zu wagen und Bochum zu einer Stadt zu machen, die den Geist der Gründerzeit wieder aufnimmt. Einen Ort, der seine Bürger stolz macht und kommende Generationen inspiriert.
Die Erinnerung an die Opfer und die Wiederaufbauleistung müssen uns Anstoß und Verpflichtung sein, unseren Wiederaufbau zu stemmen: Die Wirtschaft zu stärken, Arbeitsplätze zurückzuholen, und auch das Stadtbild mit Würde und Anspruch neu zu gestalten.
Wir laden alle Bürgerinnen und Bürger ein, mit uns zu gedenken, in der festen Überzeugung, dass es unsere Aufgabe ist, den Frieden zu bewahren und das Erbe der Vergangenheit zu tragen. Und dazu, alle gemeinsam für die Zukunft eines wieder schönen Bochums in die Verantwortung zu gehen.
Bochum, den 3. November 2024,
AfD Kreisverband Bochum
Der Vorstand