Man musste kein Bahnexperte sein, um zu erahnen, dass das 9-Euro-Ticket der Ampel-Koalition im Chaos enden wird. Es war zu erwarten, dass ein massiver Ansturm auf diese vergünstigten Tickets zu überfüllten Zügen und überlaufenen Ferienregionen führen wird.
Ungerecht ist, dass die Steuerzahler das Ticket bezahlen müssen, obwohl für einen Großteil weiterhin der öffentliche Nahverkehr kein Ersatz für das alltägliche Pendeln mit dem Auto ist. Trotzdem subventionieren sie jetzt auch unzähligen Spontanurlaubern mit 2,5 Mrd. Euro Steuergeld die Reisekosten. Die Monate Juni bis August gehören zu den umsatzstärksten Monaten bei allen Verkehrsträgern. Das 9-Euro-Ticket wird zu Einnahmeausfällen beim Fernverkehr der Bahn und insbesondere bei Fernbusbetreibern führen.
Leidtragende sind auch diejenigen, die seit eh und je auf die Bahn angewiesen sind und nun unzumutbare Bedingungen vorfinden: viele Senioren, Schüler, Studenten, Behinderte finden sich in stärker überfüllten Zügen wieder. Leid tun einem Familien, die im Gedränge ihre Kinder zusammenhalten müssen. Völlig vergessen wurden auch die Mitarbeiter der verschiedenen Verkehrsunternehmen, die die Schattenseiten dieser populistischen Maßnahme hautnah ausbügeln müssen.
Absurd auch der Kontrast zu den strengen Corona-Schutzmaßnahmen: Hieß es gestern noch „eine Armlänge Abstand“ heißt es heute „unfreiwillig Kuscheln im Zug“.
Das 9-Euro-Ticket war von Anfang an eine Totgeburt und ist neben dem gescheiterten „Tank-Rabatt“ bezeichnend für die Inkompetenz der Regierung, die grundlegende wirtschaftliche Mechanismen offenbar nicht versteht oder schlicht meint mit populistisch-einfachen Maßnahmen Wähler zu besänftigen. Besser wäre es gewesen, gezielt Pendler über vergünstigte Monatskarten zu entlasten, statt die Fahrkarten „mit der Gießkanne“ auszuschütten.